Die Vater-Sohn-Beziehung im Spiegel der autobiographischen Schriften des Schweizer Autors Urs Widmer
In unserem Literaturkreis haben wir uns mit dem z. Zt. wohl bedeutendsten Schweizer Schriftsteller Urs Widmer beschäftigt. Gegenstand unserer Betrachtungen waren die fiktiven autobiographischen Romane „ Das Buch der Vaters“ (Zürich 2004) und „Der Geliebte der Mutter“ Zürich 2000).
Wer sich näher mit dem Werk Urs Widmers beschäftigt, wird feststellen, dass der Autor häufig offen oder versteckt autobiographische Bezüge herstellt. Vor allem die z. T. traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit werden in mehreren Erzählungen und Romane mystifiziert (z.B. „Die sechste Puppe im Bauch…“, „Ein Leben als Zwerg“,„Herr Adamson“, „Erinnerungen an Schneewittchen“ usw.) Zur Vergewisserung des Wahrheitsgehaltes empfiehlt sich die Lektüre der Autobiographie „Die Reise an den Rand des Universums“ (Zürich 2013). So wird vor allem „Das Buch des Vaters“ für den Leser verständlich. Liebe, Tod, Lebenssinn und Hoffnung werden in diesem Roman als Leitmotive verwendet und kunstvoll, aber auch ein wenig undurchsichtig miteinander verschachtelt. Die zahlreichen Erinnerungssequenzen verdeutlichen die seelischen Befindlichkeiten des Kindes Urs. Vor allem bedrücken den Leser die visualisierten frühkindlichen Ängste, die nach eigener Angabe des Autors über 20 Jahre angehalten haben ( Reise a. d. U … S. 228).